Floater sind heilbar!

Floater sind heilbar, das war zwar schon seit der Einführung der Pars-Plana-Vitrektomie evident, aber die Mühlen der evidenzbasierten Medizin mahlen langsamer als der „common sense“. Was diese Entwicklungen für Betroffene bedeutet, erfahren sie in diesem Artikel.

Wie kürzlich eine Studie, durchgeführt von den OcuNet-Zentren federführend war hier der Physiker und Chirurg Prof. Dr. Klaus Ludwig, feststellte sind die subjektiven Beschwerden der Floater fast vollständig durch eine Vitrektomie behandelbar. Dieses, anders als bei der Vitreolyse, nicht durch das verdampfen einzelner Floater, sondern die vollständige Entfernung aller Floater. Zwar wird dabei auch der gesamte Glaskörper entfernt, jedoch sind sind Komplikationen nur sehr selten.

Die Studie untersuchte mit einem Fragebogen vor und drei sowie 12 Monate nach der Operation den subjektiven Leidensdruck der Personen und deren Beeinträchtigung beim Lesen, Sehkontrast und dem alltäglichen Lebensvollzug. Die ersteren beiden können auch von einem beginnenden Grauen Star und/oder Alterssichtigkeit herrühren sind aber statistisch nicht trennbar von den Floatern.

Statistisch signifikant ist bei den (64 Probanden der Studie), dass die die Vorzüge der Operation selbst bei (seltenen) Komplikationen überwogen hat. Das heißt, dass alle Teilnehmer*innen der Studie nach 12 Monaten der Überzeugung waren die Operation war ein Erfolg! Sprich sie sich weniger beeinträchtigt fühlten als vor der Operation. Ähnliche Werte hat vielleicht eine Nasenkorrektur oder eine Fettabsaugung.

Risiken und Nebenwirkungen?

Die Studie zeigt relativ eindeutig, dass eine Vitrektomie zwar nicht risikofrei ist, aber Komplikationen behandelbar und selten sind. Von 64 Personen hatten 6 Netzhautlöcher während der Operation, was, gelinde gesagt, Kindergarten ist. Der Glaskörper entwickelt einen Zug auf die Netzhaut während der Entfernung (Ektomie), was zu Schäden an der Netzhaut führen kann, diese werden noch während der Operation wieder verschlossen. Bei derart schnellem schließen der Risse ist nur in Ausnahmefällen mit weiteren Komplikationen wie Gesichtsfeldausfälle oder anderem zu rechnen. Die meisten Menschen mit Netzhautlöchern haben nicht den Luxus das ihre Löcher im Moment ihrer Entstehung sofort wieder geschlossen werden.

10 Menschen zeigten nach 3 Monaten einen Grauen Star. Hiervon muss sich in Deutschland niemand fürchten, die Katarakt-Op ist die am häufigsten durchgeführte Augenoperation weltweit. Die Komplikationsrate liegt fast bei 0%. Das Auge verliert jedoch seine natürliche Akkommodationsfähigkeit (Fähigkeit des Auges auf kurze und nahe Distanz scharf zu stellen). Hierfür wird eine künstliche Linse eingesetzt, welche entweder für die Nähe oder Ferne geeignet ist, für das jeweils andere erhält man eine Brille. Kurzum, wer nicht panische Angst vor der Operation an sich hat, kann hier müde lächeln.

Schwere Komplikationen

Bei zwei Personen kam es zu einer Netzhautablösung nach der Operation. Hierbei handelt es sich um einen sofort zu behandelnden Zustand. Unbehandelte Ablösungen führen fast 100% zu Blindheit auf dem betroffenen Auge. Aber lediglich 2 von 64, zusätzlich dazu gaben auch diese Personen an, dass sie trotz Komplikationen mit der Operation zufrieden waren, also scheinbar wurden sie nicht blind und hatten auch keine größeren Folgeschäden. Die Floater waren wohl dennoch schlimmer!

Was heißt das für die Betroffenen?

Der Gemeinsame Bundesausschuss Gesundheit muss endlich seinen Behandlungskatalog anpassen und die Vitrektomie als kurative Behandlungsmethode listen. Dies führt dazu, dass die Vitrektomie, bei ausreichendem subjektiven Leidensdruck, zur frei wählbaren Option für Betroffene wird, ohne entwürdigenden Spießrutenlauf. Es braucht eine verbindliche Regelung und Behandlungsplan für Betroffene, jede Form von Nahrungsergänzung ist hanebüchener Unsinn und Gleichmacherei, kein Floater ist durch Vitaminkapseln zu entfernen. Die Vitreolyse ist ein überteuertes Verfahren und dient nur dazu, dass sich deutsche Augenärzte mit IgeL-Leistungen eine goldenen Nase verdienen. Ich habe in 10 Jahren noch keine Person getroffen, welche mit ihrer Vitreolyse vollständig zufrieden war. Die Vitrektomie ist das ein anderes Kaliber, nicht nur werden alle bereits bestehenden Floater entfernt, auch können sich niemals mehr Floater bilden. Deutsche Augenärzte brauchen bessere Informationen bezüglich Behandlungsplan bei Floatern und deren Heilung!

Was fehlt der Studie?

 Es fehlt jede Aussage über das Alter der Probanden und deren Vorerkrankungen. Deutsche Augenärzte haben ja ein großes Problem (so wie der allgegenwärtige Düsseldorfer Augenarzt mit Lizenz zum Gelddrucken) jüngere Personen zu operieren. Bei älteren Menschen ist der Glaskörper oftmals schon von der Netzhaut gelöst, teilweise oder vollständig. Dies erleichtern eine Operation dahingehend, dass, wie oben beschrieben, bei der Entfernung kein Zug auf die Netzhaut kommt deshalb Netzhautlöcher oder schlimmeres sehr viel unwahrscheinlicher werden. Die Argumentationslogik vieler deutscher Ärzte, welche den Verlust der natürlichen Akkummodationsfähigkeit (Katarakt-OP) des Auges, bei jungen Menschen über alles andere stellen, ist absurder Unsinn.

Fazit

Eine Brille mag stören und künstliche Linsen haben sicher marginale Einschränkungen, aber ein Auge voll mit Trübungen stört jeden Tag, bei jeder Bewegung, selbst nach 10 Jahren noch. Zwar gewöhnt man sich weitgehend daran, es sollte aber die Sache des Patienten sein ein Urteil darüber zu treffen was ihm lieber ist: Eine Brille tragen, oder Floater.

Link zur Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/labs/pubmed/29713817-23g-pars-plana-vitrectomy-for-vitreal-floaters-prospective-assessment-of-subjective-self-reported-visual-impairment-and-surgery-related-risks-during-the-course-of-treatment/

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